Die Villen Fotos von damals Fotos von heute
"Die nächste Aufgabe war die Anlage der Straße, an der die von mir projektierten Landhäuser stehen sollten. Der noch lebende Straßenmeister Gretzschel ging mir fördernd zur Hand.
Selbstverständlich wurden Kanalisation und die nötigen Wasserabläufe vorgesehen.
Zu gleicher Zeit ließ ich Promenadenwege anlegen. Diese Arbeit wurde von Ernst Bergmann, meinem unermüdlichen und uneigennützigen Freund, beaufsichtigt. Einen zweiten, besonders wertvollen Mitarbeiter fand ich in dem Stadtrat Engelmann, der seine großen Erfahrungen selbstlos in den Dienst meines Unternehmens stellte.

Ja, es war eine herrliche Schaffenszeit. Gegen vierhundert Arbeiter waren nötig, Zimmerleute, Maurer u. dergl.. Auch die vortrefflichen Baumeister Dorn und Nendel verdienen gebührende Erwähnung.
Die reizenden Landhäuser, die im Schmuck der sich prächtig entwickelnden Gartenanlagen aller Freude erregen, stammen in der Hauptsache von dem anerkannten Häuserfabrikanten Witt aus Osterwiek im Harz.
Die Häuser kamen auseinandergenommen auf der Bahn hier an und wurden, nachdem die Fundamente, d. h. der Keller und Erdgeschosse in Sandstein dauerhaft hergestellt waren, aufgestellt.
Da mir jedoch Witt in der kurzen Zeit nicht genug Häuser liefern konnte, ließ ich weitere Häuser von hiesigen Baumeistern bauen.
Diese Häuser wurden mit allen Vorzügen der Neuzeit ausgestattet, mit elektrischem Licht und Wasserleitungen versehen und auch vollständig möbliert mit Betten, Wäsche, Silber, Porzellan und vollständiger Kücheneinrichtung preiswert zu Verkauf gestellt, da ich die feste Überzeugung hatte, diese reizenden Landhäuser sofort nach Fertigstellung verkaufen zu können.
Leider war dies ein Irrtum; ich konnte im ersten Jahre nur sechs davon verkaufen, und zwar an alte Geschäftsfreunde. Zwei davon kaufte mein Schwager Hans Dorn. Heute sind die Häuser das zehnfache wert, und keiner von den glücklichen Besitzern möchte sich von ihnen trennen trotz großer Nachfrage.
Um dieser Villenkolonie wohlhabende Gäste zuzuführen, gewann ich den berühmten schwedischen Heilmasseur Geheimrat Oldewig und verpflichtete mich, demselben ein Sanatorium und eine Villa für seinen Privatgebrauch zu erbauen.

Aber das Schicksal ließ auch diesen vorzüglichen Plan scheitern. Geheimrat Oldewig erkrankte und mußte bei seinem immerhin schon hohen Alter von diesem so aussichtsvollen Unternehmen zurücktreten. Das heißt, ich war so rücksichtsvoll, ihn von seinem Vertrage zu entbinden. Auf diese Weise waren die ersten vier Jahre vergangen, und die Verzinsung der von mir investierten Kapitalien war gleich Null."



HOME